Reinhard Kube Der fremde Mann, mein Vater

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Beschreibung

96 Seiten, 9,90 Euro


Textprobe


Er soll wieder fortgehen, der fremde Mann. Er soll nicht hier bleiben. Ich habe Angst, denke ich und verstecke mich hinter meiner Schwester, die immerhin zwei Jahre älter als ich ist. Ich spüre, dass auch sie Angst vor ihm hat, weil er ihr fremd ist. Hatte sie nicht zu ihm gesagt, als sie vorsichtig die Türe nur einen winzigen Spalt öffnete: Wir brauchen keinen Soldaten!? So sieht er auch aus: die graugrüne Hose, die Schirmmütze auf dem Kopf, nur das Jackett passt nicht dazu. Sieht mehr nach einem abgetragenen Stallkittel aus.

Aber der fremde Mann will nicht gehen, bleibt vielmehr wie angewurzelt auf der geöffneten Türe stehen.

„Ist eure Mutter nicht da“, fragt er. Herta schüttelt den Kopf, ohne etwas zu sagen. Ich merke, wie sie mit den Tränen kämpft.

„Und Andreas und Elisabeth auch nicht?“

„Nein!“

Er ist mir unheimlich, wie er so da steht und versucht, freundlich zu sein, uns beide so anschaut, als würde er uns kennen, als müssten wir ihn kennen. Er wird auch nicht weniger unheimlich, als er ein Stück Schokolade aus seiner Tasche holt.