Fritz Dumanski: Das Bild dir gegenüber

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Beschreibung

Notizen zur Malerei, 119 Seiten, gebunden, ISBN: 978-3-88410-301-2


Genre: Essay. Zielgruppe: Alle, die an Gegenwartskunst interessiert sind - und zum Kunstbetrieb dennoch skeptische Distanz bewahren wollen.

Thema: Wie "kommuniziert" man - als Rezipient wie auch als produzierender Künstler - mit Werken der bildenden Kunst? Wie gewinnt man für sich, dem Kunstwerk gegenüber, eine Haltung, die es erlaubt, modischen Unsinn von Qualität zu unterscheiden? Im Laufe der Argumentation ergibt sich dabei ein Plädoyer gegen verbale Selbstdarstellungen und vorzugsweise konzeptuelle, theoriebezogene Ansätze in der Bildenden Kunst, ein Plädoyer für eine je direkte und existentiell-sinnliche Konfrontation mit dem Kunstwerk.

Form: Kurze, in ihrer Kürze auch für sich lesbare Abschnitte, die aufeinander bezogen sind und einem übergreifenden Gedankengang folgen.

Der Autor: Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste, München, Studium der Germanistik, Geschichte und Sozialwissenschaften an der LMU München, beruflich jahrzehntelang als Autor für den Bayerischen Rundfunk tätig, seit 2007 Arbeit ausschließlich im Atelier.



Vorweg


In meiner ästhetischen Sozialisation ging es mir mit Simone Martinis „Verkündigung“ wie anscheinend manchen anderen Jugendlichen auch: 16 Jahre alt, plötzlich konfrontiert mit dieser gotischen Altartafel in den Uffizien, begriff ich zum ersten Mal, was ein Werk der bildenden Kunst für mich sein konnte. „Ganze Ströme von Tinte sind zu diesem Thema geflossen“, schreibt Giulietta Chelazzi Dini in einem Buch über Sienesische Malerei milde amüsiert zur Rezeption von Martinis „Verkündigung“. Es wäre vermessen zu glauben, dass ich hier noch etwas kunsthistorisch Bedeutsames beitragen könnte. Das Bild und meine Reaktion darauf - von fremden Tintenströmen beklagenswert wenig tangiert - führen mich im folgenden Text aber immerhin zu allgemeinen Überlegungen und zu einer Reflexion meiner eigenen Versuche als Maler.

Dieser Essay entwickelte sich aus Notizen, die ich im Atelier machte. Ich habe sie umgeschrieben und in einen durchgehenden gedanklichen Zusammenhang gebracht, doch tragen sie - kurz und abschnittsförmig, wie sie hier vorliegen - noch die Spuren ihrer ursprünglichen Entstehung mit sich. Sie beziehen sich auf Werke, die wir aus der Kunstgeschichte kennen, aber auch auf das, was mir an der eignen Arbeitsweise auffiel und wichtig schien. Ich hoffe, dass beide Reflexions-stränge sich gegenseitig ergänzen und stützen. Nicht einen bestimmten Malstil im engeren Sinn möchte ich auf diese Weise beschreiben oder empfehlen, sondern zu einer bestimmten Haltung anregen, die wir überhaupt zu bildender Kunst einnehmen können, sei es als Betrachter, sei es als praktizierende Maler. Unter der Hand entstand damit zugleich ein Plädoyer: für eine verbal nicht vermittelte, eine sinnlich-direkte Konfrontation mit bildender Kunst. Dass dieses Plädoyer mit seiner Propagierung des Averbalen sich wie jedes Plädoyer ausgerechnet der Sprache bedient, ist ein Paradox, das ich nicht auflösen kann. Ich sehe keine Alternative in einem Umfeld, in dem alle Welt nach "Konzepten", nach begrifflichen Erleuchtungen und Diskursbeiträgen sucht. Doch soll, was mich angeht, dieses Abirren vom rechten Weg die Ausnahme auch bleiben.